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Impact im Fokus

Impact im Fokus: Kristina Notz und Dr. Robert R. Richter im Gespräch

By About SEA, Partner und Ökosystem, Start-up stories

Impact-orientierte Gründer und Gründerinnen stellen die Lösung gesellschaftlich relevanter Probleme in den Mittelpunkt ihres Unternehmens. Obwohl wir heute mehr denn je auf ihre Innovationskraft zur Lösung der globalen Herausforderungen angewiesen sind, sind die Rahmenbedingungen für Social Entrepreneurs noch nicht optimal. Kristina Notz, Executive Director der Social Entrepreneurship Akademie und Leiterin des Social-Startup-Hub Bayern, und Dr. Robert R. Richter, CEO der WERK1.Bayern GmbH, diskutieren, was echter Impact eigentlich ist, wie das Thema stärker in der Gründerszene verankert werden kann und welche Forderungen sie an die Politik haben.

Nachhaltig scheinen ja irgendwie mittlerweile alle zu sein oder schreiben es sich zumindest auf die Fahne. Wird “Impact” heute zum Buzzword?

Kristina Notz: Aus meiner Sicht ist Impact auf jeden Fall ein Trend-Wort! Es wird aktuell sehr häufig in vielen unterschiedlichen Kontexten verwendet, dadurch wird der Begriff austauschbar und es entsteht Verwirrung, was eigentlich gemeint ist. Ich glaube, es ist ein Trend unserer Zeit, dass wir immer Wörter haben, die in aller Munde sind. Das hat aber natürlich den Vorteil, dass Themen dann mehr Aufmerksamkeit bekommen, was für die Sache nützlich ist. Gleichzeitig ist es aber natürlich schwierig, wenn dann wirklich die schon erwähnte Verwirrung aufkommt. Hier muss man aufpassen, dass Konsumenten nicht an der Nase herumgeführt werden, indem negativer Impact ein bisschen schöner dargestellt wird als die Realität ist das würde ich dann als Greenwashing bezeichnen. Dafür muss man hinter die Kulissen schauen und darf den Marketingabteilungen nicht einfach glauben. Das wissen wir eigentlich alle, aber wir tun es eben manchmal trotzdem! 

Auf Startups bezogen bedeutet das, sich ernsthaft mit dem eigenen Impact auseinandersetzen zu müssen – genauso ernsthaft wie mit dem Geschäftsmodell. Die, die das tun, würde ich als impact-orientierte Startups bezeichnen. Dann gibt es noch die, die vielleicht mehr oder weniger zufällig “nebenbei” eine positive Wirkung für die Gesellschaft erzielen. Beides ist gut, es ist nur eine unterschiedliche Herangehensweise. 

Buzzwords wie Impact oder KI sind ein Trend unserer Zeit

Robert Richter: Ja, ich stimme dir zu, was dieses ganze “Buzzwording” angeht! In der Tech-Szene sind das viele, die “KI” machen, da muss man auch genau hingucken. 

Zum Thema Greenwashing: In Deutschland neigen wir sehr stark dazu, zu verurteilen, ob jemand wirklich richtig Impact hat oder nicht. Ich glaube aber, es ist wichtig, dass jeder das, was er kann, für soziale, für ökologische Projekte macht – das ist für mich immer ein ganz wichtiger Punkt. Im WERK1 haben wir sowohl Startups, die Impact mal mehr, mal weniger als Nebeneffekt haben. Dann gibt es die Teams, bei denen der Impact im Vordergrund steht. Beides ist gut, es sind einfach zwei verschiedene Herangehensweisen, die auf genau das Gleiche einzahlen, beide ihre Berechtigung haben und die volle Unterstützung kriegen sollten, weil beide zu einer besseren Welt beitragen. 

Gehen wir einen Schritt zurück: Social Entrepreneurship und Impact, was ist das überhaupt und warum ist es so relevant für die Startup-Szene?

Kristina Notz: Wenn wir von der Social Entrepreneurship Akademie von “Impact” sprechen, dann ist die Wirkung auf die Allgemeinheit, die Gesellschaft, das System bezogen und nicht der Impact auf Einzelpersonen oder kleine Gruppen gemeint. Für mich bedeutet Social Entrepreneurship, dass man einen unternehmerischen Weg wählt, um Probleme in der Gesellschaft zu lösen oder zu verhindern, dass ein Problem überhaupt entsteht. Und dass wir darauf achten, dass der wirtschaftliche Erfolg mit der sozialen Rendite und mit unserer Umwelt im Einklang steht. Das wird auch über die Triple Bottom Line beschrieben: People, Planet und Profit stehen miteinander in Einklang oder sind zumindest alle im unternehmerischen Denken und Handeln berücksichtigt. Wenn man sich unsere Welt heute anschaut, die Krisen, die uns auf der ganzen Welt beschäftigen und die natürlich auch vielfach miteinander verbunden sind dann ist klar, dass wir Umweltthemen und soziale Gesichtspunkte in unserem Wirtschaften nicht außen vor lassen können. 

Ökologisch, ökonomisch und sozial im Einklang

Robert, was heißt Impact für Dich und warum ist es im Bereich Entrepreneurship relevant? 

Robert Richter: Jeder sollte ökologisch, ökonomisch und sozial im Einklang leben und wirtschaften das kann sich auch mal ein bisschen stärker in die Richtung des einen, mal stärker in die Richtung des anderen Aspekts verschieben. Wenn wir uns alle jedoch wieder mehr auf diesen Dreiklang, der im Übrigen auch bedeutender Teil der sozialen Marktwirtschaft war,  zurückbesinnen würden, glaube ich, dass wir auch weniger über unsere Verhältnisse leben würden wirtschaftlich, sozial, wie auch was die Themen Ressourcenschonung, Klima und Co. angeht.

Für große, börsennotierte und damit KPI getriebene Unternehmen mag das nach Jahrzehnten rein kostenoptimierenden Outsourcings erst einmal mühsamer sein, da bestehende Prozesse, Produktionen, Lieferketten kostenintensiv auf mehr Ökologie und Soziales umgestellt werden müssen. Startups haben hingegen von Tag 1 an die Möglichkeit, aus bekannten Fehlern zu lernen und Prozesse, Produktionen und Lieferketten direkt nachhaltig aufzubauen. Das ist ein großer Vorteil. Auch im Finanzierungsmarkt für Startups, kleine und mittelständische Unternehmen sowie Konzerne finden derartige Bewertungskriterien Einzug, was positiv zu sehen ist.

Ich finde es daher super, dass sich das Unternehmertum im Großen wie im Kleinen stark in diese Richtung entwickelt. Wir sehen viele Teams, die sich sehr stark dem Nachhaltigkeitsgedanken verschreiben. Unsere Aufgabe muss es dann sein, auch diesen sehr stark impact-getriebenen Teams zu vermitteln, dass ein gesunder Nachhaltigkeits-Dreiklang den ökonomischen Bereich nicht vernachlässigen darf. Geld durch Konsumentennachfrage zu verdienen ist der Grundstein, um weiter innovativ zu bleiben, Arbeitsplätze zu schaffen und mit dem erwirtschafteten Gewinn etwas Sinnvolles und Gutes zu tun.

Kristina Notz: Oft wird ja angenommen, dass wirtschaftlicher Erfolg und soziale Verantwortung nicht zusammengedacht werden können oder dürfen. Man ist entweder gewinnorientiert oder impact-orientiert. Aber es ist aus unternehmerischer Sicht total clever, beides miteinander zu verknüpfen. Denn wenn ich mein Geschäftsmodell skaliere, skaliere ich automatisch meine Wirkung mit. Diese Herangehensweise funktioniert aber nur mit unternehmerischem Denken. Das fehlt vielen die beschränken sich exklusiv auf das Impact-Denken, weil sie ja vor allem etwas Gutes tun wollen. Geld kann aber dabei der Mechanismus sein, um das Impact-Modell im Großen anzutreiben. Um mit dem Vorurteil aufzuräumen, dass sich Impact und Wirtschaftlichkeit gegenseitig ausschließen, müssen wir noch viel Mindset-Arbeit leisten. Aber wir sehen auch: Bei vielen jungen Menschen heute ist dieses Denken schon stark vorhanden.

Mein Wunsch: All Entrepreneurship is social

Wie kann man noch mehr Social Impact in die Gründerszene hineinbringen? Was macht ihr jeweils mit euren Organisationen dafür und warum ist Zusammenarbeit so wichtig?

Robert Richter: Das WERK1 hat den klaren Fokus auf digitalen Tech-Startups. Dank unserer Förderung durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie sind wir non-profit und no-equity, sodass wir auch Teams betreuen können, die durch ihren starken Impact-Charakter womöglich länger benötigen, um profitabel zu werden. 

Wir kennen die Impact-Szene natürlich nicht so gut wie ihr von der Social Entrepreneurship Akademie, liebe Kristina. Daher finde ich es toll, wenn wir hier zusammenarbeiten und den Netzwerk-Gedanken leben. Wenn ihr impact-orientierte Teams im Bereich Tech und Digital habt, freuen wir uns, wenn ihr sie mit dem WERK1 vernetzt wir schauen dann, wie wir sie mit Infrastruktur und unseren Services unterstützen können. Umgekehrt empfehlen wir euch Teams, die zum Beispiel Unterstützung bei der Entwicklung oder Skalierung ihres Impact-Modells brauchen. Im Netzwerk Gründerland Bayern und in den anderen digitalen Gründerszenen immerhin mittlerweile über 28 Zentren bzw. Standorte bayernweit sehe ich viel Potenzial für Teams mit Impact! Wir sind zu allen Schandtaten bereit!  

Kristina Notz: Wir haben das Thema, dass vielen, die zu uns kommen und einen klaren Impact-Fokus haben, die unternehmerische Denkweise fehlt und wir sie in Richtung Entrepreneurship pushen müssen. 

Mein großer Traum ist ja “All Entrepreneurship is Social” also, dass wir wegkommen von dieser Einteilung in Social und Nicht-Social. Dass Impact der Standard wird, wie wir unternehmerisch denken und handeln. Da versuchen wir als Social Entrepreneurship Akademie und als Social-Startup-Hub Bayern mit unserer Unterstützung anzusetzen. Denn viele wissen nicht, wie sie die beiden Dimensionen zusammenbringen können. Auch an niedrigschwelligen, kleinen Stellen und Hebeln geht das losgelöst vom Kernprodukt oder dem Kerngeschäft.

Uns hilft es natürlich, wenn eine Organisation wie ihr euren Teams einen Stupser gebt und sagt: Passt mal auf, da gibt es eine Dimension, die ist vielleicht nicht euer erstes Ziel, aber vielleicht macht ihr das kurz zu eurer Prio und arbeitet mit den Organisationen, die in dem Feld aktiv sind daran, Soziales und Umwelt mit anzupacken. Wir haben zum Beispiel den “Business Model Canvas” danach untersucht, an welchen Stellen im Geschäftsmodell man Impact einbauen könnte. Das kann in der Kommunikation sein. Das kann der Anbieter sein, bei dem ich mein Web-Hosting betreibe. Das kann aber auch in der Lieferkette sein. Total niedrigschwellig. Darüber kann man sich ein, zwei Stunden Gedanken machen, das verändert den Blick auf die Dinge. Irgendwann wird es dann mein Geschäftsmodell erreichen und mich auch für Investoren oder Mitarbeitende (noch) attraktiver machen. Impact ist also auch ein zusätzlicher Asset, den ich relativ niedrigschwellig verwirklichen kann, ohne Greenwashing zu betreiben.

Jede Idee sollte die Möglichkeit haben, zu wachsen

Was muss aus eurer Perspektive von politischer Seite dann noch passieren?

Robert Richter: Ich glaube, in der Politik ist das Thema Impact schon gut angekommen. Ich finde es wichtig, dass Initiativen wie der Social-Startup-Hub Bayern gefördert werden, um Impact-Teams eine Anlaufstelle und Heimat zu geben. Öffentlich geförderte Gründerzentren wie das WERK1 oder Initiativen wie der Social-Startup-Hub Bayern sind starke Stützen für das gesamte Startup-Ökosystem und ein Grund dafür, warum Bayern national wie international sehr gute Bedingungen für Gründerinnen und Gründer bietet und so erfolgreich ist. 

Budgets für derlei Unterstützungseinheiten – Personal sowie Infrastruktur – sind gut angelegte Investitionen und begründen die zukünftige Wirtschaftskraft Deutschlands und Europas. Ansonsten vertrete ich immer die Ansicht: Regularien, Steuern und Ideologie  runter, sodass jede Idee die Möglichkeit hat, als Pflänzchen zu wachsen!

Kristina Notz: Ich stimme dir zu da sind viele wichtige Schritte gegangen worden und ich denke, für den Freistaat macht es Sinn, diese Pionierleistung weiter zu tragen: Unternehmerisch Dinge ausprobieren und sich darauf verlassen, dass die Pflänzchen, die gesät werden, langfristig wirken können. Dafür brauchen sie aber auch eine langfristige Perspektive das betrifft die Startups, das betrifft aber auch Mittlerorganisationen, die im Unterstützungsumfeld der Teams unterwegs sind das ist nicht nur für den Social Entrepreneurship-Bereich, sondern für alle Bereiche wichtig.

Ich würde mir ergänzend noch wünschen, dass gerade für impact-orientierte Startups über Kriterien eine gewisse Offenheit bei der Vergabe geschaffen wird oder dass diese Startups nicht aus Förderprogrammen fallen, weil sie aufgrund der Standard-Kriterien wie Umsatz oder Gewinn nicht gut genug abschneiden. Da gibt es bereits erste Ansätze und Initiativen, Förderprogramme sind teilweise schon geöffnet worden. Diesen eingeschlagenen Weg einfach mal weiterzugehen, finde ich sinnvoll. Erfolge zeigen sich schließlich erst langfristig, kein Startup ist nach einer Woche erfolgreich. Das dauert, auch mit Investment. Wir wissen das natürlich, aber Zeit und Politik widerstreben sich da eben manchmal! 

Auch wenn Du Dich nicht vorrangig als Social Entrepreneur siehst, hat Deine Idee womöglich Potenzial, gesellschaftlichen Impact zu schaffen. Melde Dich bei uns und wir finden es heraus! Schau auch gerne unseren neuen Film, in dem Dir 6 inspirierende Gründer:innen zeigen, wie vielfältig Social Entrepreneurship ist:

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Über Kristina Notz

Als Executive Director der Social Entrepreneurship Akademie initiierte sie 2022 den Social-Startup-Hub Bayern und baut derzeit gemeinsam mit ihrem Team ein bayernweites Angebot für wirkungs- und gemeinwohlorientierte Startups auf. Kristina ist bereits seit über 15 Jahren in der Social Entrepreneurship-Szene unterwegs und hat sich während dieser Zeit ein internationales Netzwerk und umfassende Erfahrung aufgebaut. 2023 wurde sie als “Top 100 Women in Social Enterprise” ausgezeichnet.

Über Robert Richter

Robert R. Richters Mission als Geschäftsführer des WERK1 ist es, das WERK1 als startup-freundlichsten Ort Münchens in die internationale Spitzenliga der Gründerzentren zu entwickeln. Durch seine Erfahrungen und Promotion im Bereich Fördermittelakquise unterstützt Robert Startups beim Thema Funding und verbindet als Netzwerker aus Leidenschaft Startups mit den richtigen Ansprechpartnern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Als Speaker, Mentor und Juror verschiedenster Initiativen und Programme versucht er, das Thema Unternehmertum einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

die Social Entrepreneurship Akademie

Unter dem Motto „Education for Societal Change“ befähigt die Social Entrepreneurship Akademie Menschen, innovative Lösungen zu entwickeln, die wirtschaftlich tragfähig, sozial wirksam und ökologisch nachhaltig sind. Als Netzwerkorganisation der Münchner Universitäten bildet sie Kompetenzen im Bereich des sozialen Unternehmertums aus, um eine größtmögliche gesellschaftliche Wirkung zu erzielen. Vor fast zwei Jahren startete die Social Entrepreneurship Akademie im Auftrag des Freistaats Bayern den “Social-Startup-Hub Bayern”. Er bildet eine zentrale Anlaufstelle für Social Startups in ganz Bayern und berät und vernetzt kostenlos alle Gründer:innen und Gründungsinteressierte, die eine Idee haben, welche ein gesellschaftliches oder ökologisches Problem adressiert.

das WERK1

Das WERK1 ist der Startup-freundlichste Ort in München, zentral gelegen am Ostbahnhof. Hier finden seit 10 Jahren digitale Game Changer die idealen Bedingungen, um ihre unternehmerischen Träume zu verwirklichen. Mit Startup Inkubator, zwei Coworking Spaces, Café, Event-Flächen und einer Vielzahl von Veranstaltungen sind wir eine der zentralen Anlaufstellen für digitale Unternehmen in München. Im Sommer 2023 hat das WERK1 das erste Coliving Konzept für Startups in München eröffnet. Anfang 2024 folgte die Eröffnung des WERK1 Startup Hubs, sodass Teams auf über 10.000qm professionell betreut werden können.

D-Day 2021: Gemeinsam für eine resilientere Zukunft

By About SEA, Start-up stories

"Think big, start small"
- Gemeinsam für eine resilientere Zukunft!

Das 10. Jahr des SEA:certificate Programms stand ganz im Zeichen der Zukunft. So wurden wir auch am Demo-Day auf eine Reise in ein dystopisches 2050 mitgenommen: Die Auswirkungen des Klimawandels lassen sich nicht mehr stoppen. Die ökologischen, sozialen und ökonomischen Veränderungen beeinflussen unseren Alltag radikal. Die ganze Welt ist stärker davon betroffen, als wir es uns 2021 jemals vorstellen hätten können. – Willkommen in der Dystopie. Oder gibt es vielleicht doch noch Hoffnung? Wie in diesem Szenario Resilienz, Anpassungs- und Widerstandsfähigkeit gefördert werden können, wurde dieses Jahr zum Inhalt der SEA:certificate Projekte.

Mit viel Kreativität, Mut, Innovationsgeist und virtuellem Zusammenhalt wurden mit Hilfe von Speculative-Design fünf herausragende Ideen entwickelt. Und nicht nur die Ergebnisse der Teilnehmenden konnten sich mehr als sehen lassen, der virtuelle Demo-Day hielt auch sonst noch einige Highlights bereit. Besonders der Key-Note Vortrag von Ross Thornley, Autor von Moonshot Innovation & Founder von AQai, war sehr inspirierend. Denn in Zeiten radikaler Klimaveränderungen können wir zur Lösung der Herausforderungen von morgen nicht mehr die Techniken, Denkweisen und Prozesse von gestern verwenden!

Wir sind motiviert gemeinsam anzugreifen und nach dem Motto „Think big – start small“ eine resilientere Zukunft zu kreieren. Hier könnt Ihr Euch noch einmal einen Überblick über die spekulativen Patente verschaffen:

Resilienter ist, wer Wissen teilt!

Climadapt sieht in evidenzbasierten Städtepartnerschaften den Schlüssel zur Reduzierung klimabedingter Risiken. Datenbasiert errechnet Climadapt das individuelle Klimarisiko von Städten weltweit. Dieser Risiko-Score dient als Grundlage, um Städte zusammenzubringen, die im Jahr 2050 ähnlich vom Klimawandel bedroht sind. Die Städte werden kontinuierlich unterstützt, um die Partnerschaft lösungsorientiert zu gestalten und die globale Solidarität und interkulturelle Verständigung zu fördern.

Mit Fokus auf die schwierigen Zeiten von heute und ihre problematischen Folgen in der Zukunft, bietet Safespace Zugang zu den bestmöglichen Methoden und Werkzeugen um mentale Gesundheit zu stärken. Wie das Team bereits eindrucksvoll anhand ihres App-Prototypen demonstriert hat, baut Safespace Netzwerke von Experten und Gleichgesinnten auf, um Menschen auf ihrem Weg zu innerer Stabilität zu unterstützen.

Um die Lebensmittelverschwendung in Privathaushalten zu reduzieren, muss sich das Verhalten der Verbraucher ändern. Um negativ konnotierter Verhaltensvorschriften entgegenzuwirken, hat eines der Teams das Spiel „Rette sich, wer kann!“ entwickelt. Eine von vorne bis hinten durchdachte, nachhaltige, Brettspiel-Lösung für die Wissensvermittlung und die Förderung von Verhaltensänderungen im Bereich Lebensmittel.

Resilienter ist, wer digital verbessert!

HumanWork VR ist die nächste Generation der digitalen Kollaborationssoftware. Sie schafft maßgeschneiderte virtuelle Arbeitsumgebungen und bringt Teammitglieder aus der ganzen Welt „vr-hautnah“ zusammen.

GreenStream eröffnet etablierten Streaming-Plattformen die Möglichkeit, ihren Nutzern CO2-neutrales Streaming anzubieten. Der Fokus liegt dabei auf der plattformspezifischen Erweiterung der bestehenden Subscription- bzw. Abonnement-Modells. Diese Erweiterung wird von GreenStream konzeptioniert und in Zusammenarbeit mit der jeweiligen Streaming-Plattform technisch umgesetzt.

Ein Demo Day ganz nach Gretas Gusto

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Lösungen, die Greta Thunbergs Herz erfreuen

Schade, dass Greta nicht beim Demo Day des 9. SEA:certificate war. Über die vorgestellten Start-up Ideen hätte sie sich sicher gefreut. Denn für den 9. Jahrgang dreht sich alles um das Thema climate action. Das Ziel: die Umsetzung der Forderungen von Fridays For Future München mit unternehmerischen Mitteln. Welche innovativen und nachhaltigen Lösungen im Wintersemester entstanden sind, möchten wir in diesem Beitrag mit Euch teilen.

Im vergangenen Semester wurden die Grundsteine der Social Entrepreneurship Ausbildung gelegt und so einige Meilensteine erreicht! Nicht zuletzt beim Demo Day, als die Teams ihre Projekte vor großem Publikum präsentierten. Wer den Demo Day im Vorhoelzer Forum leider verpasst hat, darf sich hier über eine kleine Zusammenfassung freuen.

Demo Day ist Demonstration: So kann’s gehen!

Das Team re:cider rettet unverkäufliches Obst aus der Region und stellt daraus fruchtigen Cider her. So werden die Früchte doch noch verwertet und ihre Haltbarkeit verlängert. Die Geschmacksrichtungen variieren von Saison zu Saison. Denn in den Partner-Brauereien wird verarbeitet, was aktuell zuhaben ist. Außerdem wird auf jeder Flasche über Lebensmittelverschwendung aufgeklärt. Zu lesen ist etwa, dass derzeit ein Drittel aller Lebensmittel in der Tonne landen. 34% davon sind Obst und Gemüse. Schade um die wertvollen Ressourcen!

Ein weiteres Team beschäftigt sich mit Lebensmitteln – auf andere Art und Weise.

deliverloop macht den Supermarkt überflüssig. Über eine Online Plattform können regionale Bio-Lebensmittelproduzenten ihre Ware direkt an KundInnen vermarkten. deliverloop kümmert sich um die Verpackung der Lebensmittel in Pfandbehälter und eine klimaneutrale Lieferung. Diese geschieht per Lastenrad zu stadtweiten Abholstationen. Mit diesem Ansatz werden zwei große Probleme gelöst: Erstens werden Plastikverpackungen (die das Konzept des Supermarkts aus Werbe-, Haltbarkeits- und Hygienegründen erfordert) durch eine umweltfreundliche Alternative ersetzt. Zweitens soll der Stadtverkehr reduziert und eine autofreie Stadt ermöglicht werden. Außerdem verschafft deliverloop Bio-Lebensmittelproduzenten direkten Kundenzugang, sodass sie preislich konkurrenzfähig bleiben.

Damit wir’s verstehen

Das Team von we ask for impact hat ein Quiz zum Thema ‚Nachhaltigkeit im Alltag‘ entwickelt. Der Anspruch: weg vom Blaming, hin zum Gaming. Bisher fehlendes Wissen kann spielerisch erlernt werden. So gibt es keine weiteren Ausreden für unnachhaltiges Handeln. Es bedarf noch nicht einmal einer weiteren App. Das Quiz läuft auf den gängigen Social Media Plattformen. Dort finden sich neben Fakten auch Verweise auf nachhaltige Produkte.

Diese stellt auch ein viertes Team bereit, hat sich dabei aber spezialisiert.

stand.bye – der Name ist Programm. Auf seiner Website informiert das Team über unnötigen Standby-Stromverbrauch von Elektrogeräten. Denn allein für die Erzeugung des Stroms, der pro Jahr in deutschen Büros und Privathaushalten im Standby-Modus verbraucht wird, sind zwei mittelgroße Atomkraftwerke notwendig. Auf https://stand-bye.org/ finden sich ein Standby-Rechner, ein individueller Ratgeber und sonstige Spar-Tipps. Letztlich kommen alle Einsparungen nicht nur dem Geldbeutel, sondern vor allem der Umwelt zu Gute. Ließe sich aller Standby-Stromverbrauch vermeiden, reduzierte das die weltweiten CO2-Emissionen um 1%.

Growing into a real business

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Our process of professionalisation at Tausche Bildung für Wohnen e.V.

How it all began

It is one of these clammy and wet December days in Duisburg-Marxloh, when the streets seem exceedingly grey and what may otherwise be described as industrial charm appears particularly uninviting. You’re better off inside when weather is like this and ten children agree, as they’re all happy inside our hub the Tauschbar, shoes tossed across the entranceway. It’s a regular winter day for us at Tausche Bildung für Wohnen, a social enterprise which literally trades accommodation for education.

Here in Marxloh, in an area gravely affected by the demise of Western Germany’s steel industry, support structures are scarce, and vacancy is a disheartening normality of local real estate. Here our project owns two flats which provide accommodation for young and motivated people, rent free. They in turn act as personal mentors and tutors for children of the neighbourhood. The exchange is realised at the Tauschbar, a child friendly place of learning where each mentor has fixed groups of children, they tutor each a week.

While it’s business as usual in Marxloh on these December days, there is a lot happening beyond the chatter of the Tauschbar: We are becoming a professional social business. A second site of Tausche Bildung für Wohnen is due to open its doors in Gelsenkirchen-Ueckendorf and more cities are excited about bringing Tausche Bildung für Wohnen into their struggling communities. We are negotiating with city planners and schools, rethinking our fundraising strategies and reshaping our communication tools.

What started as a small social start up in 2012, now commands a team of 24, reaching approximately 130 children. It’s only a few years back that decisions had to be made quickly and cost effectively, often at the expense of leisure and personal resources. Short-term strategies had allowed us to swiftly change focus when necessary, adapting our processes daily. Many good tools were left unused since there was no time to learn how to utilize them. We learned about agile working during a pro bono consultation, for example, but simply never had resources to implement it.

New challenges

Now, with much more (woman-)power at our disposal, our organisation can tackle topics that ran alongside until now. And tackle we must, as the opening of our site in Gelsenkirchen compels us to standardise certain process. It is an exciting time in which we experience a shift in our work culture. There is a need for clearly defined processes, while maintaining our flexibility, we want structure without losing our freedom. Plus, with operations increasingly complex, we want our story to be as clear and loud as can be, a cornerstone for interviews, networking events, communications and our brand marketing.

For a long time, we had relied on shared values and a common drive to change the communities we worked in. This kind of intuitive knowledge doesn’t hold in a professional business. With our purpose clear to everyone in form of a mission statement, together with press briefings, organised media workshops for our staff, and an overhaul of our social media channels, we remain in charge of our narrative with all the aspects of our impact considered: the community, the housing market, our mentors and their mentees.

For the process of writing our mission statement we are using methods of agile working. We want to liberate and empower our staff, so they can structure their time and resources according to their needs and priorities. The framework of agile work helps our business to become more effective while maintaining our flexibility.

It’s an exciting time of learning and growing as we understand more and more what motivates us and what makes us unique but also what needs to go. This time of reflection increases our gratitude for the advice and companionship of others. We’re very lucky to have some years of experience to look back on, people who have been with us the whole way.

And then there are the children at the Tauschbar who make it bright inside when rain is pouring outside. Seeing how they strive in their personal and mental development while their young mentors become more confident and self-aware is instantly rewarding. It is humbling to come back to that place and reconnect to our purpose on this journey to becoming a professional social business. Coming back to our roots is what we hopefully will never stop doing.