Meine SEA-Reise quer durch (fast) alle Programme

Social Entrepreneurship ändert deine Sicht auf die Welt, den Umgang mit anderen, die Realität deines Alltages. Dazu muss man nicht unbedingt gründen: Die Beschäftigung mit der Thematik der sozialen Innovation ist es, die deinen Geist zu formen beginnt. In 2 Jahren um und mit der SEA habe ich gelernt, meiner Intuition zu vertrauen, dass neue Wege neue Perspektiven bringen und dass es keine Hürden gibt, wenn man lösungsorientiert denken kann.

Der Beginn meiner SEA-Reise

Meine SEA-Reise hat 2016 mit der GESS in Mexiko begonnen. Zu dem Zeitpunkt war ich schon seit einem Monat im Auslandspraktikum in Mexiko, hatte gerade die Studentenorganisation verlassen, der ich in den 1,5 Jahren zuvor einen Großteil meiner Zeit gewidmet hatte. Ich war unbeschreiblich überzeugt vom Guten, mit Begriffen wie “Impact” und “Sustainability” warf ich um mich, ohne ihre Bedeutung richtig zu kennen und die Naivität hinter der Umsetzung von Ideen war Teil meiner Denkweise: Unreflektiert war ich überzeugt, ALLES umsetzen zu können. Die GESS änderte diese Einstellung schnell, ohne mir meine Motivation zu nehmen: 7 Tage kämpften wir uns im Team durch, um eine Lösung für unbeschäftigte Asylbewerber in Deutschland zu finden. Jeden Tag gingen ein, zwei neue Lichter auf, die sich zuvor nie bemerkbar gemacht hatten. Ich hatte mich für die GESS beworben, um mir selbst zu beweisen, dass ich gut genug für die Teilnahme war, und um etwas Schickes für den Lebenslauf zu haben, nicht um meine Perspektiven zu ändern. Das geschah dennoch wie von selbst. Schließlich zahlte sich die harte Arbeit auch aus: Mein Team gewann die Design-Challenge. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, bestätigt zu wissen: Dieses Hirngespinst, an dem man da eine Woche lang rumbastelte, machte tatsächlich Sinn. Andere verstanden es.

Die Welt des Social Entrepreneurship

Es war tatsächlich auch die Teilnahme an der GESS, weshalb ich schließlich meinen Aufenthalt um ein 6-monatiges Praktikum in einem Innovation Hub verlängerte: Ich war neugierig geworden auf die Start-up-Branche in Mexiko, sah die Möglichkeit, mich in einem fremden Land mit neuer Perspektive enorm weiterzuentwickeln und ergriff sie. Vor allem aber wollte ich helfen. Durch unseren Erfolg bei der GESS sah ich erstmals, dass gute Ideen tatsächlich das Potenzial haben, Menschen zu erreichen, und dass die Tools zur Ideengenerierung jeder schon in sich trägt. In nur einer Woche hatten wir ein komplettes Projektkonzept ausgearbeitet, das der Jury keine Fragen mehr aufwarf. Was würde erst geschehen, wenn man es sozial Schwächeren ermöglicht, ihre Potentiale zu entfalten?

Entrepreneurship war für mich ein Tool geworden, das in unserer westlichen Welt für Ruhm und Reichtum steht und Karriere garantiert. In ländlichen Regionen, Ländern mit erhöhter Armutsrate und Arbeitslosigkeit hingegen ist Entrepreneurship für mich die Lösung, die zum Umdenken, Handeln, zur Bewegung und zum Wandel führt. Wer unternehmerisch denken kann, dem stehen alle Türen offen: Selbst dort, wo es noch keine gibt. Ich wollte Teil dieser Idee werden und konnte das im Praktikum umsetzen, indem ich angehende GründerInnen in ihrer Entwicklung begleitete.

Mein ganz persönlicher Weg

Als ich schließlich nach einem Jahr im Ausland wieder nach München zurückkehrte, war es nur logisch, mich bei der SEA zu melden. Als Volontärin in Communications & Social Media engagierte ich mich während der GESS 2017 in München. Ich wollte meine Erfahrungen weitergeben, dieses tolle internationale Projekt unterstützen. Die Erfahrung war wiederum einmalig – spannend, sich auch mal hinter den Kulissen zu finden, und den Teilnehmenden eine unvergleichliche Woche zu ermöglichen.

Nach den Erfahrungen des letzten Jahres hatte ich begriffen, dass ich nicht (oder noch nicht) bereit war zu gründen, und das vielleicht auch gar nicht mein Ziel war: Ich wollte andere auf ihrem Weg dahin begleiten, speziell diejenigen, denen außer der Selbstständigkeit nicht viel an Möglichkeiten übrigblieb. Also das nächste Projekt: Ich bewarb mich für das SEA:certificate. Wieso? Weil ich selbst durch den Prozess gehen und praktische Erfahrungen in der Projektentwicklung sammeln wollte. Es zahlte sich aus – tut es immer noch.

Zeitgleich mit dem Start des SEA:certificate begann ich ein 3-monatiges Praktikum bei der SEA, das ich über den Sommer als Werkstudentin verlängerte. Hier konnte ich konzipieren, entwickeln, schreiben, kreativ sein, gestalten und lernen, strukturiert zu sein (was mir immer noch nicht ganz geglückt ist). Wieder überschritt das Gelernte den Ausbau der praktischen Fähigkeiten und theoretischen Kenntnisse: Ich konnte mir sehr schnell selbst Fragen beantworten, die ich mir zuvor nicht gestellt hatte. Wo will ich hin? Was will ich eigentlich mit meinem Leben anfangen? Warum war das nicht der Weg, dieser aber schon? Mein Zugang zu Social Entrepreneurship wurde wieder verdreht und weiterentwickelt. Trotz teilweiser sehr harter Phasen, in denen ich mich selbst und meine Ziele sehr stark hinterfragte, machte es irgendwann im Sommer dann Klick: Der Weg ist noch nicht beschritten, dies ist erst der Anfang.

Obwohl ich aus München weggezogen bin, ist der Funke übergesprungen. Einmal mit dem Virus infiziert, ist es schwer, ihn wieder loszuwerden. Die Chancen auf Heilung sind sehr gering. Wer sich mit der SEA und Social Entrepreneurship im Besonderen beschäftigen möchte, sollte sich also einer Sache bewusst sein: Es gibt kein Zurück. Fängst du mal an, musst du was daraus machen. In diesem Sinne: Nutze den Funken. Nimm das Licht mit in dein Studium, in den Umgang mit Freunden und Familie, in dein soziales Engagement, auf Social Media und die Art, wie du Nachrichten rezipierst. Hör nicht auf, dein Handeln zu hinterfragen und deine Denkweise zu öffnen. Suche nach anderen Wegen. Challenge deine KollegInnen. Wenn du magst, gründe sozial. Tu was!

Das ist mein Sinn: Nicht die Gründung eines sozialen Start-Ups per se, sondern die Umsetzung neu erfahrener Gedankenmuster in das tägliche Leben. Danke dafür.

 

Copyright Titelbild: Pixabay